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DDR XXL - 5 Stunden DDR-Originalaufnahmen (fliedertee-radio)

verfasst von Skywise(R), 30.09.2019, 17:21

» Wenn man die vielen Solo-LP´s der DDR-Rockbands auf Amiga, die Rundfunk-
» und Fernsehproduktionen in den 70-er Jahren hinzuzählt, dann kann man
» wirklich von einer stilistisch sehr vielfältigen kreativen
» deutschsprachigen Rockszene der DDR in den Seventies sprechen (angefangen
» von der LP "Das Gewitter" von der Uve Schikora Combo von 1971) - 10 Jahre
» vor der deutschsprachigen westdeutschen musikalisch monotoneren textlich
» recht einfältigen Neuen Deutschen Welle. Von den engagierten
» deutschsprachigen Bands der 70-er der BRD fallen mir nur Floh de Cologne,
» Ton Steine Scherben, Udo Lindenberg und Lok Kreuzberg ein.
» Alle anderen sangen englisch.

"Ihre Kinder" müssen in diesem Reigen auf jeden Fall noch genannt werden, weil - macht man so mit Pionieren.

In der BRD gab's wahrscheinlich eine etwas "wildere" Szene als in der DDR. Hier sind unzählige Alben auf den Markt geworfen worden, die in der DDR schon allein aus klangtechnischen Gründen keine Chance gehabt hätten. Oder höchstens unter NOVA, wenn einer der Verantwortlichen ein besonders schlimmes Wochenende zu verdauen hatte ;-). Diese Alben und/oder Bands fanden aber meistens im Rundfunk nicht statt, hatten daher außer Mund-zu-Mund-Propaganda und Auftritten nicht viele Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen und verschwanden oft genug schnell wieder in der Versenkung.

Erschwerend kommt hinzu, daß eine ganze Reihe dieser Bands sich zu tagespolitischen Themen äußerten und daher praktisch schon von Gestern waren, wenn eines ihrer Alben fertig abgemischt war. Konnte man umgehen, indem man sich bestimmten, langlebigeren Themen widmete wie etwa der Frauenbewegung, nennen wir hier mal die Flying Lesbians oder Schneewittchen, oder der Anti-Atom-Bewegung (Alcatraz), dann Ende der 70er Jahre Richtung Friedensbewegung (Ape, Beck & Brinkmann oder Cochise). Und je nach Ausprägung kann man in Sachen Blues noch fündig werden (Das dritte Ohr) oder im Bereich Folk (City Preachers oder Das Fenster oder später in Ansätzen Espe) oder meinetwegen im Bereich Kinderlieder/-Theater (Kollektiv Rote Rübe und Theater Rote Grütze), ... ein paar Punkbands mit ganz guten Texten kamen in den 70ern auch noch dazu, ehe dann der Punkansatz in Richtung NDW führte.

Die West-Szene ist aber im allgemeinen sehr viel vergeßlicher als die Ost-Szene, würde ich schätzen, Rechte-Wirrwar oder Label-Pleiten führen neben mangelndem Markt-Interesse dazu, daß auch gute Veröffentlichungen nicht oder ohne großes Tamtam ihren Weg ins digitale Zeitalter fanden, heißt: das Material ist auf dem aktuellen Musikmarkt deutlich weniger präsent, als es das wahrscheinlich verdient hätte. Oder auch nicht. Keine Ahnung, wer sich heute noch den "Matriarchats-Blues" von den Flying Lesbians gerne anhören würde ... "Wir sind eine Million Jahre jung/doch alt genug, um zu kapieren/daß wir Frauen klar zusammengehören/denn außer Männern haben wir nichts zu verlieren!" und so, wenn ich den Reim gerade richtig in Erinnerung habe.

Gruß
Skywise

 

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