In Melchingen ist Herbst, das bunte Laub fällt von den Bäumen. Und das erste Melchinger Küchenkonzert ist vorbei. Das Berliner Duo „Stock und Pankow“ hat bei uns mit den Liedern von Gerhard Gundermann gastiert. Die Minitour de Ländle war gleichzeitig ein neues Konzept unseres Vereins. Viele Zuhörer:innen sowohl in Lauchringen als auch in Melchingen kannten Gundermann gar nicht. Eine befreundete Kollegin sagte ganz bewegt und berührt: „Ich bin dir so dankbar, dass du mich eingeladen hast“. Das hat ganz viel mit der Poesie von Gerhard Gundermann zu tun, aber auch mit der wunderbaren Performance von Tobi Stock und Manfred Pankow, die verdammt gut spielten und die Texte von Gundi authentisch vermittelten.
Ca. 25 Gäste waren gekommen, manche aus der Nachbarschaft, manche von weit her. Besonders freuten wir uns über den engagierten Liedpoeten Thomas Felder und seine Tochter, die Liedpoetin Johanna Zeul, aber auch über den Theaterautor und Musiker Michael Partheil, der mit dem Fahrrad aus dem vorderen Odenwald ankam. Eine sehr gute Freundin hatte sogar zur Vorbereitung „Die Kinder von Hoy“ und „Mit der Faust in die Welt schlagen“ gelesen. Auch Jörg Hauswald, als Kassenwart die graue Eminenz von Gundermanns Seilschaft e.V., war aus Halle gekommen. So lagen dann auf unserer Kommode die CDs und Bücher unseres Vereins aus, auf unserem Esstisch die vertrauten Kopien mit Infos über Gundis Lebenslauf. Und Alex Morelli, italienischer Gundermann-Nachdichter, konnte von unserem europäischen Liedprojekt aus dem Jahre 2018 berichten.
Tobi Stocks Stimme, sein souveränes Gitarrenspiel und Manfred Stocks klangreiches Akkordeonspiel nahmen die Zuhörer:innen gleich gefangen. Die Musiker wagten sich gekonnt an viele Gundermann-Perlen wie „Keine Zeit mehr“ oder „Brunhilde“. Bescheiden nennen sie ihr Programm „Annäherung an Gundermann“. Es profitiert nicht nur von ihrem musikalischen Können sondern auch von den ausgewählten Gundermann-Zitaten, die einen guten Einblick in Gundis ungewöhnliche und kluge Denkwelten und die Not Ostdeutschlands nach der Wende gaben. Stock und Pankow waren perfekte Interpreten, um die Liebe für Gundis Musik auch im Westen zu entfachen.
Das erste Küchenkonzert fand zu Ehren von Heiner Kondschak und Hugo Dietrich statt, beides absolute Ausnahmetalente, die sich maximal für Gundermann engagierten, jeweils die Seele ihrer Band. Hugo Dietrich hätte zusammen mit Carmen Orlet im vertrauten Duo eigentlich die Küchenkonzerte eröffnen sollen. Ein lange gehegter großer Wunsch unsererseits, der mit der Authentizität und dem einzigartig tiefen Ausdrucksvermögens des Duos zu tun hat – aber auch ein klein wenig mit ihrer Herkunft aus Ostdeutschland. Unsere Konzertküche war ja auch gegründet worden, um Künstlern aus Ostdeutschland eine erste Bühne zu bieten, wenn sie in westlichen Regionen auftreten wollen.
Auch Heiner Kondschak sollte bei uns spielen, ebenfalls im Duo, ebenfalls für uns ein großer Traum - doch auch das durfte nicht mehr sein: Heiner und Hugo bestanden letzten Sommer kurz hintereinander ihr Abitur, wie Gundi das ausdrückte. Wir hoffen sehr, dass beide jetzt irgendwo gemeinsam mit Gundi sitzen und Musik machen.
Auch in Lauchringen an der Schweizer Grenze, dem ersten Spielort der Tour de Ländle vom Gundermann Verein, waren 35 Gäste gekommen, um Stock und Pankow mit ihrem Programm zu lauschen. In dem jungen Kulturhaus „Schauplatz“ mischt im Verein Nadine aus Hoyerswerda mit, die ihre Liebe zu Gundi aus der Lausitz mit in den äußersten Süden der Republik nahm. Musikern und unserem Verein wurde dort liebevoll Unterkunft geboten. In Lauchringen war vor allem die jüngere Generation am Start, die teils auch mit Kindern am Konzert teilnahm. So wird ein Kulturgut wie Gundis Lieder weitergegeben.
Hugo Dietrich und Heiner Kondschak hätten sich sicher sehr darüber gefreut, wie es Stock und Pankow gelang, die Zuhörer:innen mit dem Gundermann-Virus zu infizieren. Beide hätte es bestimmt auch gefreut zu hören, dass wir uns in der Konzertküche schon auf zwei weitere Konzerte freuen: auf Manfred Maurenbrecher am 29.11.25 und auf Johanna Zeul am 29.3.26. Manfred und Johanna sind so wie Hugo und Heiner absolute Ausnahmekünstler:innen mit ganz großem Talent. Manfred mit seinem wunderbaren klangvollen, eindringlichen Klavierspiel, Johanna als Energiewunder und überaus kluge Gitarrenakrobatin mit einer ungewöhnlich starken Bühnenpräsenz, beide mit verdammt guten Texten! Wir freuen uns riesig! Und noch ein Nachsatz: Dies soll nicht die letzte Tour de Ländle gewesen sein, so verlautet gerade aus gut informierten Kreisen.
Vielen Dank an alle, die organisiert, mitgeholfen haben, an unseren zweiten Vorsitzenden Carsten Lüdtge, der treibende Kraft war, ebenso an unsere Freund:innen Bigi Töpfl, Charlie Klenk, Barbara Mader und Michael Partheil, die schwere Tische trugen, Stühle stellten sowie Stuhlkissen und gute Laune verteilten. |